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Vor den Folgen des Sündenfalls waren der Mann (Adam) und die Frau (Eva) gleichgestellt. Gott schuf Eva aus der Rippe Adams. Er hätte Eva aus dem Kopf oder aus den Füßen Adams erschaffen können. Jede der beiden Handlungen hätte entweder die Überlegenheit oder die Unterlegenheit der Frau gezeigt. Er tat es aber nicht, weil diese Ungleichheit nicht das Bild Gottes widerspiegeln würde. Das Bild der Liebe. Der dreieinige Gott ist Liebe in vollkommener Harmonie – und dennoch wirken Gott-Vater, Gott-Sohn und Gott-Heiliger Geist auf unterschiedliche Weise. Adam und Eva sollten dasselbe tun.
Der Sündenfall hatte für die Menschen ernste Folgen. Doch diese hatten und haben einen wichtigen Sinn. Die dadurch entstandenen Schwierigkeiten können uns manches beibringen, was wir sonst vielleicht nicht lernen würden.
Gleichberechtigung
Seitdem sich der Mensch von Gott getrennt hat, herrschen Ungerechtigkeit und Diskriminierung im Zusammenleben vor. Gier, Ausbeutung, Korruption und Unterdrückung sind in unserer gefallenen Welt leider die Regel und nicht die Ausnahme.
Aber so hat Gott die Dinge nicht gewollt. Er versuchte immer wieder, die Menschen zum Nachdenken und Umdenken zu bewegen. Das alte Israel war keine perfekte Gesellschaft, obwohl Gott der König war. Dennoch war es die beste Gesellschaft, die für die damalige Zeit möglich war. Es wurden die Werte „Liebe“ und „Gnade“ gelebt, was für die benachbarten Völker etwas Neues war.
Gott ruft die Menschen dazu auf, sein Wesen und seine Herrlichkeit durch Reinheit, Heiligkeit, Güte und Liebe widerzuspiegeln. Er wirkt innerhalb der Kultur von Einzelpersonen und Gemeinschaften. Dabei achtet Gott den freien Willen des Menschen und zwingt niemanden zum Glauben. Wir sind eingeladen und aufgefordert, unsere eigene Entscheidung zu treffen. Gott wirbt liebevoll um jeden einzelnen Menschen.
Deshalb ermutigt Gott die Gläubigen immer wieder dazu, seinen Charakter und seine Grundsätze klarer darzustellen. Je mehr wir im Sinne der Nächstenliebe handeln, desto besser können die Menschen in unserer Gesellschaft Gottes Wesen erkennen.
Diskriminierung
Als das Volk Israel sich Gott als König unterstellte, bekam es von ihm verschiedene Gesetze, die die Würde, Gleichberechtigung und Freiheit des einzelnen schützen sollten. Diese Gesetze gab es in den meisten anderen Kulturen und Gemeinschaften nicht. In der Folge einige Beispiele.
Aufnahme des Fremden und des Ausländers:
3. Mose 19,33; 5. Mose 10,18–19
Hilfe für die Armen:
5. Mose 15,7, 8; Hiob 29,12
Schutz der Frauen:
2. Mose 22,22; 27,19; 4. Mose 36,6
Fürsorge für die Waisen und Witwen:
Jesaja 1,17; 5. Mose 10,18
Rechte eines Sklaven:
2. Mose 20,8–11
Freilassung der Sklaven:
3. Mose 25,13
Gott wollte, dass das Königreich Israel ein Ort der Gleichheit, Gnade und Barmherzigkeit wäre. Gerechtigkeit sollte das grundlegende Prinzip sein. Und er wollte, dass es ein Vorbild für die Welt sei.
Unterstützende Maßnahmen
Mit dem Kommen Jesu hat Gott der Menschheit sein Prinzip der Liebe verdeutlicht. Jesus wandte sich Einzelpersonen zu – die von der damaligen Gesellschaft oft als unrein angesehen wurden: Heiden, Kranke, Frauen aus fremden Völkern und vielen anderen.
In all den Begegnungen behandelte er diese Menschen, die Ausgestoßenen, als Menschen von unglaublich hohem Wert.
Obwohl alle 12 Jünger Männer waren, verbrachte Jesus doch viel und gerne Zeit damit, Frauen das Evangelium zu lehren. Es gab immer zahlreiche Frauen unter seinen Nachfolgern. Und faszinierenderweise waren die ersten Menschen, denen der auferstandene Christus erschien, Frauen. Er sprach mit ihnen, lehrte sie, interessierte sich für ihre Anliegen und Nöte und half ihnen jederzeit. (Einige Beispiele dafür finden sich in Lukas 10,38–42 und Johannes 4.)
Christus sprach immer wieder darüber, wie wichtig es ist, anderen zu helfen und sich um die Unterdrückten und Ausgegrenzten unter uns zu kümmern. Diesen Dienst der Nächstenliebe bezeichnete er als Schwerpunkt des gelebten Glaubens (Matthäus 23,23). Seine Freunde verstanden seinen Aufruf und fuhren fort, diese Botschaft ernst zu nehmen und weiterzugeben. Auch heute sind Gläubige aufgerufen, sich treu um diejenigen zu kümmern, die nicht für sich selbst sorgen können. Das ist wahre Religion (Jakobus 1,27). Religion ist kein System, vor dem man sich fürchten muss. Im Gegenteil: Wenn es richtig verstanden wird, kommen Menschen von überallher zusammen und können gemeinsam weit mehr Gutes tun, als es ein Einzelner oder eine kleine Gruppe könnte.
Recht und Gnade
Seit der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu bilden alle Menschen, die Jesus annehmen, gemeinsam ein neues Volk Israel. Dieses neue Israel ist das jetzige Königreich Gottes, und es wurde in und durch Jesus errichtet. Die neue Bundeskirche gründet sich auf dem Verständnis der Gleichberechtigung aller Menschen. Wer Jesus als Retter und Herrn annimmt und sich taufen lässt, ist Teil der Familie Gottes (Galater 3,26–29). Alle Gläubigen werden sozusagen als Kinder Gottes adoptiert. Alle sind Diener des Evangeliums (Hebräer 8,10–13). Und allen ist das Wirken des Heiligen Geistes versprochen, den die Bibel als „Anzahlung auf unser himmlisches Erbe“ bezeichnet (Römer 8,14–17). Die Gläubigen sind wie eine Familie von Brüdern und Schwestern, eine Gruppe von Priestern mit Christus als unserem Hohenpriester und ein besonderes Volk, das von Christus zusammengerufen wurde (1. Petrus 2,9). Nachdem Christus die Mauer, die uns alle voneinander trennte, niedergerissen hatte, baute er uns zu einem geistlichen Haus auf – einem Heiligtum (Epheser 2,14; 1. Petrus 2,5). Durch diese Einheit der Gläubigen trägt Gott seine Liebe in die Welt hinaus. (Mehr darüber kannst du in Epheser 2,3 und 1. Petrus 2 lesen.)
Jesus gibt uns auch Bescheid, wie wir zwischen Weizen und Unkraut unterscheiden können, sogar in der Kirche selbst: „Daran werden alle Menschen erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt“ (Johannes 13,35). Das ist es, was Jesus meinte, als er sagte: „...das Reich Gottes ist mitten unter euch“ (Lukas 17,21). Ihr werdet jemanden kennen, der Weizen ist, weil er andere so liebt, wie Jesus geliebt hat. Echte Nachfolger Jesu behandeln jeden Menschen gleich, ohne Rücksicht auf Herkunft, Geschlecht oder sozialem Stand. Die bedauerliche Tatsache, dass Christen dies im Laufe der Geschichte nicht immer getan haben oder auch jetzt nicht tun (zumindest nicht immer), offenbart menschliche Schwäche; sie sagt jedoch nichts über den liebenden Charakter Gottes aus.
Die Beispiele in der Bibel von Menschen, die das System missbrauchten und missbrauchen, sind nicht die Vorbilder für ein gutes und gerechtes Leben, das Gott uns vermittelt. Vielleicht liest du in der Bibel eine Geschichte, die dich zu der Frage bringt: „Was um alles in der Welt ist da passiert?“ In diesem Fall liest du wahrscheinlich eine Geschichte darüber, was man nicht tun sollte. Nur weil etwas in der Bibel berichtet wird, heißt das noch lange nicht, dass es gut ist. Viele der biblischen Geschichten sind dazu da, uns die schrecklichen Folgen der Trennung von Gott zu zeigen.
Wenn du dich fragst, wie du ein Teil von Gottes Kirchenfamilie sein kannst, dann folge diesem Prinzip: Liebe jeden Menschen mit derselben aufopferungsvollen, reinen und selbstlosen Liebe, mit der Gott liebt, und ermutige andere Menschen, das Gleiche zu tun. Vielleicht bist du kein perfekter Theologe und vielleicht verstehst du nicht alle biblischen Lehren. Aber Liebe ist niemals falsch. Halte dich an den Grundsatz der Liebe, und durch den Glauben, der die Verheißungen des Evangeliums beansprucht, wirst du ein Teil des Reiches Gottes sein. Der Heilige Geist wird Gutes in deinem Leben wirken (Galater 5,22–23) und durch den Glaubensgehorsam wirst du viele schöne Erfahrungen machen (Johannes 15,10).